Biografie

Biografie

Jugendjahre, Ausbildung, erste Ehe


 Maria  Sofie Strobl wurde zu Maria Lichtmess am 2.2.1922 in Altenmarkt in der Steiermark als erstes von 3 Kindern von Rudolf und Maria Strobl geboren.
Die Mutter war Laiensängerin, der Vater spielte mehrere Instrumente und war Kapellmeister und Chorleiter in Köflach. Maria und ihre Geschwister wurden vom Vater musikalisch unterrichtet. Maria erlernte Geige und Cello, später Tenorsaxophon
Schon im jugendlichen Alter musste Maria eigenes Geld verdienen. Gemeinsam mit Schwester Helga nahm sie eine Tätigkeit als Hilfsarbeiterin in der Glasfabrik in Köflach an.
Mit 16 Jahren hatte sie einen schweren Unfall wobei ihre rechte Hand zerschnitten wurde. Um eine andere, bessere Arbeit aufnehmen zu können absolvierten die Schwestern Abendkurse in Maschinschreiben und Stenografie und erhielten eine Anstellung im Büro der Krankenkasse in Voitsberg.
Mit dem Einkommen aus der Bürotätigkeit finanzierte Maria ihren ersten Gesangsunterricht bei Maria Salmar in Graz. Diese erkannte das Potenzial ihrer Schülerin und bildete sie in klassischem Gesang aus. Maria dachte zunächst nicht an eine Karriere als Opernsängerin, sie wollte singen und tanzen wie ihr Idol Marika Rökk.
Nach dem Krieg trennte die Britische Besatzungszone den Wohnort vom Arbeitsplatz.  Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen trat die Familie unter dem Namen "Melodia-Band" in britischen Offiziers-Casinos auf und spielte Unterhaltungsmusik und Tanzmusik. Maria sang Schlager, Evergreens und Operettenarien.
1945 lernte Maria den tschechischen Dirigenten Stefan Kouba kennen, ein Jahr später fand die Hochzeit statt. 1948, während eines Besuchs bei Stefans Eltern in Prag, fiel der "Eiserne Vorhang" sodaß das Paar nicht mehr ausreisen konnte. 8 Jahre lange lebten Stefan und Maria in der damaligen Tschechoslowakei. Stefan arbeitete als Korrepetitor an den Opernhäusern des heutigen Ostrava und Bratislava, Maria war ebendort Chorsängerin. Ihre antikommunistische Haltung verhinderte in dem politisch geführten Theatern eine Solistenkarriere. 
1956 gelang die Heimkehr nach Österreich, wo beide sich am Opernhaus Graz bewarben , jedoch abgelehnt wurden.
Maria setzte ihre Gesangsausbildung am Konservatorium Graz fort. 

 


Maria und Stefan heiraten  1946.  Danach leben sie 8 Jahre in Tschechien.



Der Direktor des Konservatoriums Franz Mixa und auch Prof Ernst Ludwig Uray glaubten an das Talent Marias und förderten ihre Entwicklung. Sie ermutigten Maria an dem Gesangswettbewerb des Österreichischen Rundfunks teilzunehmen.  Marias Lehrerin organisierte finanzielle Unterstützung um für die Reise, den Aufenthalt in Wien und ein Abendkleid zu sorgen.

Mit zwei Puccini Arien gewann Maria den 1. Preis. Als Vertreterin Österreichs durfte sie dann am Belcanto Wettbewerb in Brüssel teilnehmen, wo sie in starker Konkurrenz den 3. Preis errang.


Bühnendebüt und erstes Engagement in  Graz


 Am 27. Juni 1957 im Alter von 35 Jahren kam es überraschend zum Bühnendebüt als „Salome“ in Richard Strauss’ gleichnamiger Oper anlässlich der Sommerspiele in Graz. Während der Proben fiel die geplante Sängerin aus und Maria erhielt das Angebot die Partie zu übernehmen. Ohne die Oper und die Ansprüche an die Rolle zu kennen ergriff sie diese Karrierechance und studierte die Partie in nur sechs Wochen ein. 
Die Vorstellung unter dem Dirigenten Miltiades Caridis geriet zu einem persönlichen Triumph – die Presse berichtete von einer Sensation. Neben ihrer gesanglichen Leistung überzeugte die mädchenhaft schlanke Maria auch mit ihrer Darstellung und dem Schleiertanz. Maria Kouba wurde buchstäblich über Nacht zum Star und ihr kometenhafter Aufstieg begann.
Sie erhielt einen Vertrag an die Grazer Oper, wo sie in den folgenden drei Saisonen insgesamt 133 Abende in 16 verschiedenen Hauptrollen in 11 Premieren sang und dazu auch in mehreren Opern- und Operettenkonzerten mitwirkte. Sorgsam von ihrer Gesangslehrerin Maria Salmar begleitet, erarbeitete sich Maria ehrgeizig ein Repertoire an Partien aus Opern von Mozart, Verdi, Puccini, Wagner und anderen Komponisten. Am häufigsten trat sie als „Saffi“ in der Operette „Der Zigeunerbaron“ von Johann Strauß auf, gefolgt von „Cho-Cho-San“ in Puccinis „Madama Butterfly“ und „Leonora“ in Verdis „Il Trovatore“. Weitere Verdi-Partien wie die „Traviata“, „Amelia“ „Elena“ und die „Abigaille“ nahmen eine zentrale Rolle in Marias Terminplan ein. Zu nennen sind weiters Gounods „Margarethe“, „Nedda“ in Leoncavallos „I Pagliacci“, die „Lisa“ in Tschaikowskys „Pique Dame“, die „Marie“ in Smetanas „Die Verkaufte Braut“, die „Martha“ in Kienzls „Der Evangelimann“, die „Micaela“ in Bizets „Carmen“ sowie die „Donna Anna“ in Mozarts „Don Giovanni“ und „Eva“ in Wagners „Die Meistersinger von Nürnberg“. Und natürlich sang sie auch wiederholt die „Salome“. Auch in späteren Jahren kehrte sie immer wieder zu Gastauftritten nach Graz zurück.

Nach der Premiere von "Salome" am 27.06.1957




...das Publikum jubelt, die Presse berichtet von einer Sensation. Maria Kouba feiert mit ihrem Debüt einen Triumph! 

Internationaler Durchbruch in Frankfurt


 Nach einem umjubelten Gastspiel als „Butterfly“ an der Frankfurter Oper im Januar 1960 engagierte Intendant Harry Buckwitz Maria in das Ensemble ebendort, wo sie 23 Jahre lang Mitglied blieb! Schon in ihrer ersten Saison gehörte sie zur Premierenbesetzung von vier Neuproduktionen, nämlich Wagners „Die Walküre“ (als „Helmwige“), Hans Werner Henzes „Prinz von Homburg“ (als „Prinzessin Nathalie“), Strauss` „Salome“ und Verdis „Falstaff“ (als „Alice Ford“). Zudem war sie als „Donna Anna“, „Traviata“, „Butterfly“ und „Nedda“ zu erleben.
Erneut galt der „Salome“ besonderes Interesse. Nach 53 Proben unter der Leitung von Georg Solti und dem Regisseur Rudolf Hartmann war Marias Darstellung der Prinzessin von Judäa zu wahrer Größe gereift und bescherte ihr einen weiteren Triumph und den großen internationalen Durchbruch. Die „Salome“-Produktion war ein Kassenschlager. Opernfreunde reisten von Nah und Fern an und auch die Presse überschüttete Maria mit Lob.
1962 zeigte die Frankfurter Oper im Rahmen des Festivals „Theater der Nationen“ in Paris ihre zwei Erfolgsproduktionen, nämlich „Salome“ und „Der Prinz von Homburg“ – jeweils mit Maria Kouba. Die Jury sprach Maria für ihre „Salome“ den „Grand Prix des Nations“ als beste Sängerin aus 44 Ensembles und 22 Nationen zu. Lovro von Matacic erhielt den ersten Preis aller Dirigenten und die Frankfurter Salome Produktion wurde zur besten aller Produktionen gewählt. Aber auch „Der Prinz von Homburg“ ging nicht leer aus, denn der Bariton Hans Wilbrink in der Titelpartie wurde zum besten Sänger gekürt. So hoch war das musikalische Niveau der Frankfurter Oper in diesen Jahren!
1963 gastierte die Frankfurter Oper mit ihrer „Salome“ Produktion zunächst im Sadler´s Wells Theatre in London, später im Freiluft Theater des Herodes Atticus in Athen. Auch in London waren Publikum und Presse gleichermaßen begeistert. Der Rezensent des Magazins „Opera“ bezeichnete Maria Kouba als „…zweifellos die beste Salome seit Welitsch“! Edmund Stacey schrieb in dem Eliteblatt „Observer“ dieses Gastspiel bescherte ihm „…die beste Salome, die er jemals in einem Theater gesehen hatte“. 

Gastspiele in USA und Kanada


Durch diese Kritiken wurde Sir Rudolf Bing auf Maria aufmerksam und verpflichtete sie, nach einem Vorsingen, für mehrere Aufführungen von „Salome“ und dem „Fliegenden Holländer“ (als „Senta“) 1965 und 1966 an die Metropolitan Opera. In einer Neuinszenierung der „Salome“ unter Karl Böhm sang Maria alternierend mit Birgit Nilsson die Titelpartie. Während die Nilsson den Tanz in reduzierter Choreographie und in einem schwarzen Trikot absolvierte, brachte Maria ihre eigene Version dar – eine Mischung aus exotischem Tanz und Pantomime. Sie trug dabei einen knappen Bikini, welcher mit bunten Stickereien verziert war. Das Publikum war begeistert – manche Kritiker monierten zu viel nackte Haut. 
Gewiefte Journalisten griffen das Thema auf und ganz nach dem Motto „Sex sells“ sorgte Maria als Sexbombe der Opernwelt für landesweite Schlagzeilen wie: „New Salome Performance Rocks Metropolitan Opera“, „Skin Show at the Met“, „Sexy Salome Strips In Staid Met Opera“!

Fortan wurde sie in USA und Kanada als „sexational“ bezeichnet und ihre „Salome“ Darstellung wurde sogar mit allerlei Getier wie Wildkatzen oder züngelnden Vipern verglichen. Bis in die Mitte der 1970er Jahre trat sie an den Opern in Santa Fé, New Orleans, Milwaukee, Toronto, Vancouver und vielen anderen Häusern als „Salome“ auf. Den damals aufkeimenden Trend alle Hüllen fallen zu lassen lehnte sie stets ab.

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Glanzzeit 1960er Jahre


Die 1960er Jahre waren zweifellos die Glanzzeit von Maria Kouba. Sie war am Höhepunkt ihres Könnens. Dabei beschränkten sich ihre Erfolge keineswegs auf die „Salome“. Ihr Repertoire umfasste beinahe alle Frauengestalten von Puccini. Neben der zuvor genannten „Butterfly“ sang sie die „Mimi“ und „Musetta“ in „La Bohème“, die „Tosca“, die „Manon Lescaut“, die „Liu“ in „Turandot“ und in späteren Jahren die Äbtissin in „Suor Angelica“. Ebenso die bisher nicht genannten Verdi und Wagner Partien wie die „Leonora“ in „La Forza del Destino“ und neben Rheintöchtern und Walküren auch die „Sieglinde“ und die „Ortrud“. Mozarts „Donna Anna“ und Beethovens „Fidelio“ waren ebenso Teil ihres Repertoires wie Rollen in zeitgenössischen Werken wie die „Renata“ in Prokofievs „Der Feurige Engel“, die „Frau“ in Schönbergs „Erwartung“ und „Frau Fabien“ in Dallapiccolas „Nachtflug“. Selbst die Belcanto Partie von Donizettis „Maria Stuarda“ (1963 in Stuttgart) war innerhalb von Marias stimmlichen Möglichkeiten!
Bedingt durch ihre profunde Mittellage und ihre schlanke Figur ohne üppige Rundungen, war Maria auch in den sogenannten Hosenrollen überzeugend. Etwa als „Hänsel“ in Humperdincks „Hänsel und Gretel“, als „Komponist“ in „Ariadne auf Naxos“ oder als „Oktavian“ im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss. Partien, die sie unter ausgewiesenen Strauss-Spezialisten wie Carlos Kleiber oder Lovro von Matacic sang.

Schicksalspartie "Salome"


Dennoch war die „Salome“ Marias Schicksalspartie. Mit ihr begann und endete ihre Glanzzeit. Neben der erfolgreichen Frankfurter Produktion übernahm sie die Partie auch von Lisa Della Casa an der Bayerischen Staatsoper, als diese nicht den erhofften Erfolg hatte. In diesen beiden Produktionen in der Regie von Rudolf Hartmann bzw. Günther Rennert fanden über ein Jahrzehnt viele Sternstunden statt: Marias Bühnenpartner waren Martha Mödl, Astrid Varnay und Ira Malaniuk als „Herodias“, Gerald McKee, Gerhard Stolze und Fritz Uhl als „Herodes“, Hans Hotter, Josef Metternich und Leonard Wolowsky als „Jochanaan“ aber auch spätere Stars in den Nebenrollen, wie Brigitte Fassbaender als „Page der Herodias“, Hans Sotin als „Soldat“, Karl Ridderbusch als „Nazarener“ oder Iwan Rebroff als „Jude“ - um nur einige zu nennen.
1974 trat Maria in den USA zum letzten Mal als „Salome“ auf. Nach etwa 400 Aufführungen inklusive Orchesterproben waren stimmliche Einbußen unüberhörbar geworden. Kritiker hatten schon zuvor zu mehr Ökonomie des Stimmeinsatzes gemahnt. Genau das fiel der temperamentvollen Singschauspielerin zuweilen schwer. Oft  wurde sie von Emotionen überwältigt und gab in den Aufführungen zu viel.

In den Spätjahren ihrer Karriere gestaltete sie auch kleinere Rollen mit der ihr eigenen Autorität, so etwa die „Aufseherin“ in „Elektra“ und die „Marianne Leitmetzerin“ im „Rosenkavalier“ von Richard Strauss oder die „Feklusa“ in Janaceks „Katja Kabanova“.
Insgesamt trat Maria Kouba in 51 Solisten-Rollen auf und wirkte in 75 verschiedenen Opern mit. Dazu kam eine umfangreiche Konzerttätigkeit mit Arien aus Opern und Operetten, Liedern und Oratorien.
Sie hat mit Dirigenten wie Karl Böhm, Christoph von Dohnanyi, Heinrich Hollreiser, Joseph Keilberth, Carlos Kleiber, Berislav Klobucar, Horst Stein und Regisseuren wie Rudolf Hartmann, Lotfi Mansouri, Günther Renner, Otto Schenk, Wieland Wagner und vielen anderen gearbeitet. 
1982 beendete sie ihre Gesangskarriere und hat danach nie wieder gesungen. Sie blickt ohne Sentimentalität oder Wehmut zurück, erinnert sich gerne an die schönen Jahre an der Oper mit wunderbaren Kollegen, Dirigenten und Regisseuren und an die Zuneigung des Publikums.
Es schmerzt, dass ihre Eltern früh verstarben und ihre großen Erfolge nicht mehr erlebten.

Privatleben


Marias Privatleben verlief nicht immer so erfolgreich wie ihr Bühnenleben. Schon als sich in Graz ihre Karriere weitaus besser entwickelte als die ihres ersten Mannes setzte eine Entfremdung ein, die mit Marias Übersiedlung nach Frankfurt in der Scheidung endete. 1962 ging Maria in Frankfurt eine zweite Ehe mit dem 15 Jahre jüngeren Orchestermusiker Heinz Boshart ein. Rückblickend bezeichnet sie die 1960er Jahre als die glücklichste Zeit ihres Lebens. Beruflicher Erfolg verband sich mit neuem privatem Glück. Mit Fleiß und Sparsamkeit schuf sie sich ein Vermögen. Sie führte ihren Haushalt selbst, entwarf und schneiderte großteils ihre eigene Garderobe und fuhr stets nur einen flotten Kleinwagen – übrigens bis ins 93. Lebensjahr unfallfrei! Nach Marias Pensionierung 1982 entschied das Ehepaar in Kanada einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen. Maria erlernte die englische Sprache und gab Gesangsunterricht. Ihr Ehemann engagierte sich am Finanzmarkt, verlor aber durch verfehlte Veranlagungen Marias gesamtes Vermögen. Die Ehe zerbrach und Maria kehrte nach zehn Jahren in Kanada beinahe mittellos nach Österreich zurück, wo sie in der Familie ihrer Schwester neuen Lebensmut fasste. Sie nahm aktiv am Familienleben teil und förderte auch besonders die musikalische Erziehung der folgenden Generationen. Die letzten Lebensjahre verbrachte sie im Seniorenwohnheim in Voitsberg liebevoll umsorgt von ihrem Neffen und seiner Familie. Am 15.05.2021 ist sie im 100. Lebensjahr verstorben.
 


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